Problemfall Reizblase
Auch ohne Blasenentzündung oder zu viel konsumierte Getränke müssen manche Menschen ständig zur Toilette. Die nächtliche Ruhe wird ebenfalls häufig durch den Toilettengang gestört – Anzeichen für eine überaktive Blase.
Aufbau und Funktion der Blase
Die Blase ist ein muskuläres Hohlorgan und hat zwei Aufgaben: Sie dehnt sich aus, um Urin zu speichern, und sie zieht sich zusammen, um den Urin zu entleeren. Ihr Fassungsvermögen beträgt 300 bis 500 Milliliter.
Wichtig ist ein reibungsloses Zusammenspiel von Blasenwandmuskulatur, Blasenverschlusssystem und dem alles koordinierenden Nervensystem. Ist eine der drei Funktionen gestört, kann die Blase nicht mehr kontrolliert zu einem bestimmten Zeitpunkt entleert werden.
Eine gefüllte Blase erzeugt einen Dehnungsreiz, der über Nerven und Rückenmark dem Gehirn gemeldet wird und Harndrang erzeugt. Im Normal- oder Ruhezustand ist die Muskulatur der Blasenwand entspannt, die Schließmuskeln hingegen angespannt.
Bei der Entleerung ist es dann umgekehrt - die Blasenwand zieht sich zusammen, die Schließmuskeln entspannen, die Harnröhre öffnet sich und der Harn kann abfließen.
Wichtig für das reibungslose Funktionieren ist ein starker Beckenboden - eine gezielte Gymnastik für diesen Bereich kann Problemen mit der Blase vorbeugen oder auch bei der Heilung helfen.
Symptome der Reizblase
Eine Reizblase entsteht durch Funktionsstörungen der Blase, ohne dass eine Entzündung nachgewiesen werden kann. Typisch sind Schmerzen im Unterleib und ein starker Drang, zur Toilette zu gehen, obwohl die Blase nicht gefüllt ist.
Im Gegensatz zur Blasenentzündung lassen die Beschwerden in der Nacht nach, so dass der Schlaf meistens nicht gestört ist.
Trotz eines intakten Schließmuskels kommt es zudem durch willentlich nicht beeinflussbare kurze Anspannungen des Blasenwandmuskels zum unwillkürlichen Urinabgang. Mediziner sprechen daher auch von einer Drang- oder Urgeinkontinenz.
Der Harndrang kann sich bis zu schmerzhaften Krämpfen der Blasenmuskulatur, sogenannten Tenesmen, steigern. Wie bei einer Blasenentzündung werden nur kleine Urinmengen entleert, und die Betroffenen verspüren dadurch kaum Erleichterung.
Hilfreiche Phytotherapie
Die Behandlung von Blasenschwäche und Reizblase ist eine Domäne der Naturheilkunde. Vor allem Kombinationspräparate, die sich auf Blase und Psyche positiv auswirken, können hier zum Einsatz kommen.
Eine besondere Rolle spielt dabei der Arzneikürbis. Inhaltsstoffe wie Linolsäure, Tocopherole oder Magnesiumverbindungen stärken Muskulatur sowie Bindegewebe und verbessern so die Blasenfunktion.
Linolsäure ist beispielsweise an der Regulation der Zusammenarbeit von Blasenwandmuskulatur und Blasenschließmuskel beteiligt. Die im Kürbissamen enthaltenen Tocopherole haben einen kräftigenden Einfluss auf die Blasenmuskulatur. Häufig wird der Kürbis mit Hopfen und Gewürzsumach kombiniert.
Hopfenzapfen werden in der Volksmedizin seit langem aufgrund der beruhigenden und krampflösenden Eigenschaften zur Therapie von Blasenbeschwerden genutzt. Vor allem psychovegetativ bedingte Formen der Blasenschwäche können von den beruhigenden Eigenschaften des Hopfens profitieren.
Aus der nordamerikanischen Volksmedizin kommt die Gewürzsumachwurzelrinde (Rhois aromaticae radicis cortex), die bei Reizblase und Harnwegsentzündungen genutzt wird. Gewürzsumach hat entzündungs- und keimhemmende Eigenschaften.
Das ätherische Öl der Rinde enthält mehr als 90 einzelne Verbindungen und wirkt vor allem im Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile. Gewürzsumach allein oder in Kombination mit anderen pflanzlichen Helfern sollte in Form von Fertigarzneimitteln genutzt werden.
Weitere Maßnahmen
Wenn die Beschwerden erstmals auftreten, sollte ein Infekt oder eine andere Blasenerkrankung (wie Tumor oder Nierensteine) vom Arzt ausgeschlossen werden. Manchmal kann auch ein Östrogenmangel die Reizblasenbeschwerden auslösen.
Reizlindernd wirkt ein Tee aus Birkenblättern, Queckenwurzelstock, Riesengoldrutenkraut, Hauhechelwurzel und Süßholzwurzel.
- Rezept: Die einzelnen Bestandteile zu gleichen Teilen mischen, zwei Teelöffel des Mixes mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten ziehen lassen. Täglich drei Tassen frisch zubereiteten Tee zwischen den Mahlzeiten trinken.
Bäder, die die Durchblutung anregen, können vorbeugend gegen die schmerzhaften Krämpfe wirken. Dazu zählen beispielsweise gebrauchsfertige Fango- oder Moorbäder sowie Badezusätze mit ätherischen Ölen aus Wacholder, Rosmarin oder Latschenkiefer.
Das homöopathische Mittel Nux vomica D12 kann über längere Zeit eingenommen werden, um die Blasenmuskulatur zu unterstützen. Ein Mal täglich sollten fünf Kügelchen genommen werden.
Wichtig ist, dass der Körper nicht auskühlt. Daher ist warme Kleidung angesagt. Ein wöchentlicher Saunabesuch verbessert die Durchblutung des Unterleibs.
Da Stress und psychische Probleme die Reizblase verstärken, sind Entspannungsübungen (z.B. Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobsen) sinnvoll.
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